Samstag, 21. März 2015

Abenteuer Westküste und der Abschied von der Nordinsel


Wie im letzten Blogeintrag schon erwähnt, fuhr Johannes mit seiner Mutter, seinem Patenonkel und zwei weiteren Bekannten, für eine Woche, entlang der Westküste. Da Christopher und Martin diesen Teil der Nordinsel natürlich auch noch sehen wollten, brachen sie Anfang März nach dem „Future Sound System“ - Festival ohne Johannes von Auckland nach Hamilton auf. Dieser ging für eine Woche zurück nach Hastings in unser Stammhostel „AJ’s Backpackers“ um für die Blaubeerfarm wieder zu arbeiten. Im Folgenden findet ihr die Verlinkungen zu ihren jeweiligen Erfahrungen …


Ursprünglich planten wir zusammen ab Taupo wieder mit dem Busunternehmen „Kiwi-Experience“ in Richtung Süden zu reisen. Leider mussten wir jedoch bei unserer Buchungsanfrage feststellen, dass die Busse für die nächsten 10 (!) Tage vollkommen ausgebucht waren. Da ein unnötiges Ausharren und Warten in Taupo keine Option für uns darstellte, nahmen wir den normalen Transport mit „Nakedbus“ und steuerten Wellington an. 

Wellington ist die Hauptstadt Neuseelands und kurioserweise mit 450.000 Einwohnern nur ein Drittel so groß wie Auckland. Die meisten Unterkünfte, Geschäfte und Cafés konzentrieren sich im Stadtzentrum, wodurch die wichtigsten Orte dieser Hafenstadt sehr gut zu Fuß erreichbar sind. Besonders gefallen hat uns das Nationalmuseum „Te Papa“, welches auf 6 Ebenen eindrucksvoll mit vielen Animationen, Bilderreihen und Videos die Geschichte und Kultur Neuseelands vermittelt … bei kostenlosem Eintritt! Am Abend beobachteten wir auf dem höchsten Berg Wellingtons („Mount Victoria“ - siehe Titelbild) den Sonnenuntergang und besuchten auf unserem Rückweg noch den 200 Meter langen Stadtstrand. Am nächsten Tag startete 13:30 auch schon unsere Fähre, um auf die Südinsel überzusetzen.


Wir verabschieden uns mit vielen positiven Erinnerungen von der Nordinsel und sind auf die Natur und Menschen gespannt, welche uns im Süden Neuseelands erwarten werden.

Liebe Grüße und bis bald!
Martin, Christopher und Johannes :)



Abenteuer Westküste #1 (Johannes)


Am 01. Februar wurde Johannes von seiner Mutter, seinem Patenonkel und zwei weiteren Bekannten in Hastings abgeholt, um gemeinsam eine Woche entlang der Westküste zu reisen. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Ocean Beach bei Hastings und einer erfrischenden Abkühlung im Meer ging es im Regen in Richtung des kleinen Örtchens Pipiriki, welches am Fluss „Wanganui“ liegt. Der Regen setzte sich leider über die Nacht bis zum nächsten Morgen fort. Dennoch ließen sie es sich nicht nehmen, an einer 3 stündigen Jetboattour zu der „Bridge to Nowhere“ teilzunehmen. Diese liegt inmitten eines Waldes und wurde gebaut, um die zwei größten ehemaligen Farmen auf beiden Seiten des Flusses „Wanganui“ zu verbinden. Kurioserweise wurde die Brücke jedoch nie zu ihrem eigentlichen Zweck benutzt, da die Farmer nach Fertigstellung der Brücke umziehen mussten. 

Am darauffolgenden Tag stand die Fahrt durch Stratford und New Plymouth zum Lake Taupo auf dem Plan. Eines der Highlights des Tages war der „Dawson Fall“, welcher auf 900 Höhenmetern südöstlich am „Mount Taranaki“ liegt. Das Wasser stürzt hier 18 Meter in die Tiefe und treibt einen der ältesten Stromgeneratoren Neuseelands an. Außerdem nutzten Johannes und sein Patenonkel die einzigen Sonnenstrahlen des Tages mit einem Bad an einer spektakulären Küste oberhalb von New Plymouth. Die „White Cliffs“ sind ein Teil der dort vorhandenen Steilküste, welche durch helle Steine, kleine Höhlen und viele Felsen im Wasser geprägt ist. In den Abendstunden stärkten sie sich mit der Speise „White Bait“, welche für Neuseeland sehr bekannt ist. „White Bait“ besteht aus kleinen Fischen, welche in vielen Formen (u.a. als Omelette) verarbeitet und serviert werden (lecker aber nichts Besonderes). Auf dem „Tongariro Holiday Park“ angekommen, ging es dann schnell ins Bett, da am nächsten Morgen das „Tongariro Alpine Crossing“ anstand.


Nach einer kalten Nacht machten sie sich früh um 6 Uhr auf zu dem Fuße des knapp 2000 Meter hohen Bergs „Mount Tongariro“. Eine 20 Kilometer und 7 Stunden lange Wanderung über den Vulkan stand ihnen bevor. Zusammen mit unzähligen Menschen bestritten sie den Berg trotz Nebel, Sturm und Kälte, welcher hinsichtlich des Weges dem „Mount Taranaki“ ähnelt. Nur ein paar mal verzog sich der Nebel und man konnte einen kurzen Blick auf das umliegende Land erhaschen. Dennoch war der Weg zum Gipfel atemberaubend, da der Nebel eine mystische Atmosphäre mit sich brachte. Ebenfalls beeindruckend waren die Seen auf dem Berg, welche durch ihren hohen Schwefel- und Säuregehalt ungewöhnlich kräftige Blau- und Grünfärbungen hatten und zu einer kurzen Verschnaufpause einluden. 

Am späten Nachmittag fuhren sie noch nach Waitomo, um am nächsten Tag eine Raftingtour durch die Höhlen mit den Glühwürmern zu unternehmen, welche auch Christo und Martin am Anfang unserer Reise schon gesehen hatten. Nach dem Abenteuer durch die dunkle Unterwelt fuhren sie weiter an die Westküste nach Kawhia. Nahe das kleinen Ortes gibt es einen großen weiten Strand, wo man wie beim „Hot Water Beach“ seinen eigenen heißen Pool graben kann. Diese Stelle ist jedoch touristisch weniger überlaufen, wodurch kein anderer Mensch zu sehen war. Im heißen Wasser bei rauem Wetter genossen sie hier die letzten Abendstunden. Nach einer erholsamen Nacht im gemütlichen Bungalow in Kawhia besichtigten sie für einen Tag Raglan. Auf dem Hinweg dorthin hielten sie an dem „Bridal Veil Fall“ (zu deutsch: Brautschleierfall). Der 55 Meter hohe Wasserfall wird vom Wind so verweht, dass das zerstäubte Wasser aussieht wie ein Brautschleier. Wenn man genau hinschaut, kann man in der Sonne einen farbenprächtigen Regenbogen erkennen. Dieses Naturschauspiel ließ sie dort für einige Zeit ausharren. Den Tag in Raglan verbrachten sie mit einer Stadtbesichtigung und hofften in der Nähe des Strandes, Wale anzutreffen. Ihre Suche blieb jedoch erfolglos. Abends fuhren sie an einer wunderschönen Küste im Licht des Sonnenuntergang zurück nach Kawhia. Am 07. Februar war der Tag des Abschiedes gekommen. Morgens kosteten sie noch ein paar einheimische Spezialitäten auf einem Food-Festival in Kawhia. Gegen Mittag wurde Johannes dann von seinem Besuch nach Hamilton gebracht, von wo er mit dem Bus zurück nach Hastings fuhr.  


Abenteuer Westküste #2 (Christopher und Martin)


Nach einer kurzen Busfahrt und dem Einchecken im Hostel, ging es auf Erkundungstour durch die fünftgrößte Stadt Neuseelands. Über idyllische (Rad-)Wanderwege entlang des Flusses „Waikato“ liefen wir zu den „Hamilton Gardens“. Diese überzeugen vor allem mit ihrer Farbenpracht in den Frühlingsmonaten, dessen Ausmaß wir leider nur erahnen konnten. Dennoch war es schön, im weichen Gras die Seele baumeln zu lassen, bevor uns unser Weg zum „Lake Rotoroa“ führte. Dieser See lag inmitten des Stadtzentrums und glänzte besonders mit seiner Sauberkeit, die auch außerhalb des Wassers durch eine gut gepflegte Promenade sichtbar war. 

Die nächste Station für Christopher und Martin sollte die Kleinstadt Raglan sein, welche sehr bekannt für ihren Surferstrand ist. Er ist einer der beliebtesten Hotspots in Neuseeland für die sportlichen Wellenreiter. Da wir keine Lust hatten, immer nur mit den Bus von A nach B zu fahren, probierten wir (zum ersten Mal) unser Glück im „Hitchhiking“ (zu deutsch: trampen). Die Stadt liegt etwa 50 km westlich von Hamilton und in der Nähe der „Whale Bay“. Dort kann man an manchen Tagen Wale beobachten, welche durch Stachelrochen (ihre Lieblingsspeise) angelockt werden. Von Raglan liefen wir also über breite Sand- und Steinstrände zur besagten Bucht. Jedoch hatten wir kein Glück wenigstens einen der großen Meeressäuger zu sehen. Am späten Nachmittag gönnten wir uns in Raglan in einen der besten „Fish and Chips“ Läden Neuseelands ein deftiges Abendmahl. Man schmeckte sofort, dass der Fisch direkt vom Meer in die Pfanne wanderte - sehr lecker! Gegen Abend fuhren wir wieder per Anhalter zurück nach Hamilton und freuten uns darüber, dass es in Neuseeland so einfach ist von jemand Fremden gleich mitgenommen zu werden.


Am Dienstag, den 03. März, fuhren wir mit dem Bus nach New Plymouth - eine Stadt, die direkt neben dem „Mount Taranaki“ liegt. Der besagte Berg ist 2513 Meter hoch und weithin sichtbar über das umliegende Flachland. Er ist zudem Namensgeber der Westküste der Nordinsel („Taranaki“ - Region) und ein beliebtes Reiseziel sowie Fotomotiv für Touristen. Am Dienstagabend bestieg Christopher einen kleinen, steilen Stadtberg, um den Sonnenuntergang mit Blick über New Plymouth und den „Mount Taranaki“ zu genießen. Währendessen besuchte Martin den „Pukekura“ - Stadtpark, der mit vielen Details wie einem Teehaus, einer Wassermühle, zwei Freiluftbühnen und künstlichen Seen den Beobachter überzeugt. Am nächsten Tag erwartete uns eine Herausforderung, die uns körperlich an unsere Grenzen bringen sollte. Vom Besucherparkplatz auf 940 Metern liefen und kletterten wir 5 Stunden über Schottenpisten und steile Felswände bis zur Spitze des „Mount Taranaki“. Dabei streiften uns mehrfach Nebel- und Wolkenfelder, welche sich am Fuße des Berges bildeten und den Hang hinaufzogen. Angetrieben durch schnelle Windströmungen entwickelte sich ein kleines Naturspektakel, was wir live erleben durften. Am Gipfel des „Mount Taranaki“ angekommen, genossen wir ca. eine Stunde wortwörtlich den atemberaubenden Blick „über den Wolken“. Der dreistündige Abstieg auf den unbefestigten Berghängen mutierte teilweise mehr zum Inline-Skating anstatt kontrollierten Laufens und belastete unsere Knie und Gelenke unerwartet stark. Wir wurden körperlich sehr gefordert und hatten die wertvolle Erfahrung gesammelt, unseren ersten großen Berg bestiegen zu haben.

Gleich am darauffolgenden Tag stellten sich Martin und Christopher einem weiteren Abenteuer - sie trampten von New Plymouth über den „Forgotten Highway“ etwa 300 Kilometer nach Taupo, um dort mit Johannes wieder zusammenzutreffen. Auf der halben Strecke entlang des „vergessenen Highways“ trafen sie in der Spaß-Republik „Whangamomoana“ ein, um sich in ihre Passports einen Stempel geben zu lassen. Zur Erklärung: der „Forgotten Highway“ ist nur sehr schwach mit einzelnen Dörfern besiedelt, wodurch sich der größte Ort „Whangamomoana“ selbstironisch einen Sonderstatus verliehen hat. 



Da sie bis zum Ende des ersten Tages nur zwei Drittel der Wegstrecke bewältigen konnten, waren sie in Manunui (eine Stadt südwestlich vom Lake Taupo) auf die Hilfsbereitschaft einer Gastfamilie angewiesen und übernachteten bei ihr. Mithilfe von insgesamt acht Mitfahrgelegenheiten, vielen Smalltalks in den Autos und Stunden des Ausharrens am Straßenrands erreichten sie schließlich nach 1,5 Tagen die Stadt Taupo.

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Freitag, 6. März 2015

Halbzeit

Nachdem der letzte Blogeintrag in eine etwas andere Richtung tendierte, widmen wir uns nun wieder den Ereignissen, die wir in den letzten Wochen erlebten.


Als Johannes mit seiner Familie Ende Januar entlang der Westküste reiste (dazu mehr im nächsten Blogeintrag), arbeiteten Christopher und Martin weiterhin für die Blaubeerfarm in Hastings. Neben dem vielen Früchtepflücken gab es dennoch einen spaßigen und actionreichen Ausflug zum Paintball spielen. Die Paintballanlage lag inmitten eines Waldes, welche sich mit ihren vielen Barrikaden und Hindernissen zu einem kleinen Schlachtfeld entwickelte. Jeder von uns bekam eine Schutzmaske und eine mit Farbkugeln gefüllte Waffe. Danach galt die Devise: rennen, Deckung suchen, zielen und schießen! Mit sechs anderen Hostelmitbewohnern spielten wir über drei Runden ein „Vier gegen Vier" - Turnier. Am Ende waren wir alle sehr erschöpft, da die Schutzmasken und die intensiven Bewegungen einem förmlich die Luft raubten. Dennoch war es ein richtig cooler Ausflug, den wir in dieser Form gerne noch einmal machen würden! Johannes stieß dann am Ende der Woche (07.02.) wieder zu uns, womit die Truppe wieder vereint war. 

Eine Woche bevor wir (nach fast drei Monaten) unserem Hostel und Hastings auf Wiedersehen sagen wollten, absolvierten wir noch einen Ausflug zum "Cape Kidnappers". Der 18 kilometerlange Marsch (neun Kilometer pro Strecke) zog sich größtenteils am Strand entlang. Auf der einen Seite befand sich das Meer und keine zehn Meter neben uns ragten steile Felswände in die Höhe, die durch ihre unterschiedlich farbigen Schichten eine klare Abtrennung der Gesteinsarten vorwiesen. Am Kap angekommen, wanderte unser erster Blick nicht auf die wunderschöne Landschaft, sondern auf eine riesige Schar von Vögeln. Das "Cape Kidnappers" ist nämlich eine von vielen Brutstätten der „Basstölpel“ in Neuseeland. Aufgrund der großen Menge dieser gefiederten Tiere, lag eine leicht stechende Duftnote in der Luft - nicht gerade sehr angenehm! Am späten Nachmittag erreichten wir wieder unser Hostel und die Erschöpfung stand uns ins Gesicht geschrieben - kein Wunder bei praller Sonne und diesen vielen Kilometern. Trotzdem hat uns dieser Ausflug wieder einmal gezeigt, welch eine majestätische Landschaft Neuseeland doch besitzt.


Am 26.02. war es dann soweit: Der Abschied von unserem geliebten Hostel in Hastings stand bevor! Es überkam uns ein Gefühl von Nostalgie, als wir allen "Auf Wiedersehen" sagen mussten. Schließlich verbrachten wir hier bisher die längste Zeit unserer Reise und wir verbinden mit dieser Unterkunft und den Leuten ein gewisses Heimatgefühl. Unsere Entscheidung stand jedoch fest und zusammen mit Tomm (einen sehr guten deutschen Freund aus Hamburg, mit dem wir auch drei Monate im Hostel zusammengelebt hatten) ging es in den frühen Morgenstunden zur Bushaltestelle. Das Endziel sollte am späten Nachmittag erreicht werden und hieß: AUCKLAND! 

Nachdem die Hälfte unserer Reise vorbei war, zog es uns also wieder zum Anfang zurück. Das "Future Sound System“ Festival, welches am 27.02. stattfand, lieferte dafür mehr als überzeugende Gründe. Das Line-Up war unter anderem mit drei der bekanntesten DJ´s der Welt gespickt: Avicii, Afrojack und Martin Garrix! Da wir alle große Fans der elektronischen Musik sind, konnten wir uns dieses Ereignis natürlich nicht entgehen lassen - und wir wurden nicht enttäuscht! Sieben Stunden am Stück feierten wir zusammen mit 12.000 Menschen im "Mount Smart Stadium" und tanzten, bis uns die Füße und Beine schmerzten. Neben ausgezeichneter Musik waren die Lichteffekte und die Bühnenshow ein wahrer Augenschmaus. 


Unser kurzer Zwischenstopp in der größten Stadt Neuseelands endete am 01.03. und wir nahmen wieder von Auckland, sowie von unserem Freund Tomm Abschied, da er nach Deutschland zurückflog. 
Für uns bricht nun die zweite Hälfte unserer Reise an und diese beginnt erst einmal wieder mit einer Trennung. Wie es dazu kam und wohin uns unsere Wege führen, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag!

Bis dahin verbleiben wir mit schönen Grüßen aus unserer zweiten Heimat. Bleibt gesund! :)

Christopher, Martin und Johannes

Sonntag, 22. Februar 2015

Menschenbilder


Auf unserer Reise durch dieses ferne Land begegnen wir unzähligen neuen Leuten, welche uns immer wieder zum Nachdenken anregen. Teilweise ist das erste Treffen unterbewusst von Vorurteilen geprägt, manchmal kann man sich mit dem Gegenüber sofort identifizieren.


Eine sehr interessante Persönlichkeit ist zum Beispiel Calvin (siehe Bild) von den Solomon-Inseln. Er ist ein großer schwarzer Mann mit dunklen Locken, der schon bei verschiedensten Arbeitgebern der Region für Saisonarbeit in der Landwirtschaft tätig war. Er besitzt zudem eine ordentliche Portion Humor, die er teilweise kindlich bis verspielt in Situationen verpackt, ohne aber lächerlich zu werden. Wir kennen ihn nun seit unserer Anfangszeit im "AJ's Backpackers" (03. Dezember). Mit dem Verlauf der Zeit schlossen wir Calvin durch seinen Humor, seine Offenheit und positive Lebenseinstellung immer mehr ins Herz. Er lebt die Ansicht: "Everything is gonna be alright." - Alles wird gut/ in Ordnung sein. In kaum einer Situation erlebten wir ihn traurig oder in negativer Stimmung, sondern immer zu kleinen Scherzen aufgelegt. Manchmal unterhielt er die ganze Küche allein mit seinen Witzen in einer Ein-Mann Show, als würde er in einer "Sitcom" mitspielen. Freundschaft ist für ihn um ein Vielfaches wichtiger als kleinere Besitzgegenstände, wodurch er hilfsbereit zur Stelle ist, falls nötig. Ein nachdenklicher Satz von ihm, der bei uns hängengeblieben ist, lautet: Es gibt kein "Warum?" - es gibt nur Ja oder Nein.

Die Solomon-Inseln, wo Calvin herstammt, sind ein Verbund von mehr als 100 Inseln und liegen wie der Inselstaat Vanuatu im Westpazifik. Alljährlich reisen mehrere 10.000 Hilfsarbeiter aus diesen Ländern für ca. sechs Monate nach Neuseeland, um wie Calvin für Saisonarbeit in der Landwirtschaft tätig zu werden. Neuseelands Wirtschaft ist auf diese importierten Arbeitskräfte als auch die unzähligen Backpacker angewiesen, da die Inlandsbevölkerung schlicht zu niedrig ist. Von den Solomon-Inseln und Vanuatu trafen wir auch schon viele Vertreter auf der Blaubeerfarm in Hastings. Sie fahren meist in Gruppen von 8-10 Personen in einem großen Van von Toyota zur Arbeit und reisen auch in dieser Gemeinschaft nach Neuseeland. Ein Herr war zum Beispiel 58 Jahre alt und erzählte uns, dass er bereits seit 20 (!) Jahren saisonabhängig in Neuseeland arbeitet. Er wechselt je nach Jahreszeit und Arbeitsangeboten die Arbeitgeber auf der Nord- und Südinsel. Nicholas aus Vanuatu sagte, dass sich in seiner Heimat jeder kostenlos Kokosnüsse von den Palmen ernten könnte und auch ansonsten viele andere Dinge kostenlos zur Verfügung stehen würden. Der Lieblingssport der Einwohner von Vanuatu und den Solomon-Inseln ist ebenfalls … dreimal dürft ihr raten … Fußball. 

Von einer weiteren Bekanntschaft der letzten Wochen und Monate vergaßen wir leider den Namen. Dieser Mann, welcher 35 Jahre alt ist, arbeitete bis vor 2 Jahren in Deutschland in einem mittelständischen Unternehmen im Personalmanagement. Dann kündigte er jedoch seinen Job, weil er kein Interesse mehr an der deutschen Mentalität und Arbeitsdenkweise hatte. In den letzten beiden Jahren bereiste er die verschiedensten Länder der Welt - u.a. Indien und Australien. Sein ruhiger und ausgeglichener Sprachfluss fiel uns markant auf. Er genießt seine Freiheit und will mittelfristig nicht wieder zurück nach Deutschland. Mit seiner Reise ohne Begleitung möchte er auch auf eine höhere spirituelle Ebene gelangen, sagte er uns. 

Mit diesem Eindruck wollen wir den aktuellen Blogeintrag der anderen Art abschließen. Vielleicht werden wir in den nächsten Monaten dieses Thema noch einmal aufgreifen? Es bleibt offen.

Liebe Grüße,
Martin, Christopher und Johannes :)

Samstag, 7. Februar 2015

Unsere kleine Hostelfamilie!


Im letzten Eintrag berichteten wir detailliert über das Arbeitsleben auf der Blaubeerfarm in Hastings. Dieses Mal möchten wir das Leben in unserem familiären Hostel näher erläutern. 


Da wir bereits seit zwei Monaten in der "AJ`s Backpackers Lodge" verweilen, sind uns die Umgebung und die Mitbewohner sehr vertraut. Man fühlt sich sehr heimisch, wenn man durch die Eingangstür tritt und Tag für Tag die gleichen Bekannten und lieb gewonnenen Menschen begrüßen darf. Zu Beginn waren wir jedoch nicht sicher, wie wir das Hostel bewerten sollten. Es ist nämlich eher ein großräumiges Haus, in dessen Erdgeschoss fünf Gemeinschaftszimmer mit vielen Betten ausgestattet wurden. Anstatt eines großen Aufenthaltsraumes gibt es ein Fernsehzimmer, welches ca. 20 Quadratmeter misst. Drei Badezimmer und eine gemeinsame Küche müssen ebenfalls geteilt werden. Abschließbare Türen, die mehr Privatsphäre und Sicherheit vermitteln, sind nicht vorhanden. Jeder Raum ist prinzipiell frei zugänglich, wodurch sich das Zusammenleben enger und familiärer gestaltet - es ist vergleichbar mit einer riesigen WG. Trotz der unmittelbaren Nähe zueinander, erlebten wir bisher keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Mitbewohnern. Jeder genießt seine Auszeit hier in einer freundlichen Umgebung, wodurch viele Vorteile sichtbar werden. 

So ist es keine Seltenheit, dass Einzelne eine Kochstunde für das komplette Hostel einlegen. Dabei haben wir einige neue Gerichte kennengelernt, die wir definitiv zu Hause selber kochen werden - wie z.B. einen gefüllten Kürbis mit Couscous und allerlei Gemüse, den man am Ende in melonenähnliche Stückchen zerschneiden kann - so lecker! Andere Mitbewohner revanchieren sich später u.a. mit Blaubeermuffins, Zimt-Apfelkuchen und Bananen-Walnusskuchen, wodurch eine positive Spirale der Gegenseitigkeit in Gang gesetzt wird. Für dieses uneigennützige "Geben und Nehmen" ist keine Aufforderung notwendig, denn jeder trägt selbständig seinen Teil zur Gemeinschaft bei (… und sei es nur Geschirr abwaschen von Mitbewohnern).


Desweiteren unternehmen wir viele Ausflüge zusammen. Das erste Highlight war ein Tagestrip ins "Splash Planet" - ein gigantischer (Wasser-)Freizeitpark auf einer Fläche von 6,5 Hektar mit 17 verschiedenen Attraktionen direkt in Hastings. Das nächste Mal fuhren wir mit ca. 25 Leuten zu einem Campingwochenende an den "Ocean Beach". Dort ließen wir für fast zwei Tage lang die Seele baumeln, spielten Strandfussball und campten zusammen zwischen den Sanddünen. Die Musik wurde bestimmt durch entspannende Reggae-Klänge und französischen Hip/Hop. Ein weiterer Höhepunkt war der "Te Mata Peak" - ein hoher Berg, welcher nur 15 Autominuten von unserem Hostel entfernt ist. Hier bietet sich ein beeindruckender 360° Panoramablick über die gesamten Ebenen und Hügel der "Hawkes Bay". Besonders markant fallen die vielen kleinen beige bis braunen Hügel auf, welche sich in Gruppen über weite Teile des Gebietes erstrecken. Die Erosion glättete den Verlauf der Abhänge und trieb tiefe Furchen ins Gestein. Ein unwirklich anmutender Anblick und schwer zu glauben, wenn man ihn nur von Bildern kennen würde.


Themenwechsel. Letzten Samstag verabschiedete sich Johannes für eine Woche aus unserer Gruppe. Nachdem er seiner Familie und Bekannten, die extra angereist waren, kurz das Hostel zeigte, brachen sie gegen Mittag auf. Ihr Ziel war es, gemeinsam den Westen der Nordinsel zu bereisen, da wir diese Region bisher noch besucht hatten. Er wird voraussichtlich am Samstag wiederkehren und wir freuen uns schon auf die letzten Wochen, die wir gemeinsam mit unserer kleinen Hostelfamilie verbringen werden.



Liebe Grüße an alle, die bisher geduldig unseren Reiseblog verfolgen! 
Ihr hört von uns bald wieder :)

Martin, Christopher, Johannes



Donnerstag, 29. Januar 2015

Does anybody need a "Runner" !?


Kia Ora aus dem wunderschönen Neuseeland!

Da unser letzter Blogeintrag etwas länger zurückliegt, möchten wir noch einen Nachtrag zum alten Jahr liefern. Zu Weihnachten spendierte die Hostelbesitzerin an all ihre Gäste ein Festmahl: eine im Ofen gebackene 15kg Schinkenkeule mit unterschiedlichen Kartoffelzubereitungen. Dazu gab es eine umfangreiche Auswahl aromatischer Soßen - sehr lecker! Da wir an Silvester nicht in unserem Stammhostel verweilen wollten, zog es uns in die Nachbarstadt "Napier". Tagsüber besuchten wir das "National Aquarium of New Zealand" und beobachteten für einen moderaten Eintrittspreis viele verschiedene Tiere. Neben einer Riesenmeeresschildkröte und einem begehbaren Meerestunnel, in dem sich auch Haie befanden, war die Pinguinfütterung eine der Hauptattraktionen. Abends stießen noch zwei gute Freunde aus unserem Hostel in Hastings dazu, bevor wir zusammen das neue Jahr begrüßen konnten. Ein ganz signifikanter Unterschied ist uns hier aufgefallen - nachdem das Neujahrsfeuerwerk vorbei war, gingen alle (!) Menschen nach Hause. Wo in Deutschland noch bis in die Nacht gefeiert wird, waren hier direkt nach dem Jahreswechsel die Straßen wie leergefegt. Wir hoffen, ihr seid alle ebenfalls gut in das neue Jahr 2015 gestartet und habt den Jahreswechsel ordentlich gefeiert!


Neues Jahr, neue Arbeit, neue Früchte. Bereits kurz nach Neujahr konnten wir bei unserem neuen Arbeitgeber "Gourmet Blueberries" starten. Bevor man aber die Blaubeeren von den Sträuchern pflücken darf, braucht jeder: einen Handwagen, mehrere Körbe, viele leere Eiscremeboxen, eine Silberfolie und ein Holzbrett. Wer jetzt denkt, dass wir euch veralbern - nein, wir meinen es ernst! Zur Erklärung …
In die kleinen, quadratischen Eiscremeboxen (ein Kilogramm) legt man seine gepflückten Blaubeeren. Sechs von diesen Boxen passen in einen der Körbe, die wiederum übereinander gestapelt in dem Handwagen liegen. Damit die Blaubeeren nicht vom Sonnenlicht getroffen werden, was sie austrocknen lassen würde, deckt man die Boxen mithilfe der Silberfolie ab. Da viele der Sträucher relativ klein sind und man nicht die gesamte Zeit gebückt pflücken will, kann man das Brett auf den Wagen legen, um sich hinzusetzen. Wenn man sechs Boxen (einen Korb) voll mit Früchten hat, muss man nach einem "Runner" rufen. Dieser nimmt den Korb mit zur Waage und kehrt wenig später mit einem Zettel zurück, auf dem die gepflückte Masse an Blaubeeren abgedruckt ist. Wenn das jedoch immer so einfach laufen würde, denn sobald man einen "Runner" wirklich braucht, ist oft keiner zur Stelle. Dafür schreien sie gefühlt die gesamte Zeit, wenn man keinen benötigt: "Does anybody need a Runner???" (zu Deutsch: braucht irgendjemand einen Runner). Dabei entstehen manchmal lustige Situationen, wenn viele Pflücker energisch zur gleichen Zeit "RUNNER!!!" rufen und diese heillos mit der Nachfrage überfordert sind. Kurios sind auch die Szenen in einer Reihe der Beerenmarke "Brigitta" (2,50m hohe Sträucher), da ein Blickkontakt mit dem gerufenen "Runner" unmöglich ist.

Bereits nach wenigen Tagen stellten wir jedoch fest, dass diese Arbeit nicht sonderlich viel Spaß macht und körperlich sehr fordernd ist. Es ist teilweise nervig, jede der kleinen Früchte in monotoner Ausführung einzeln pflücken zu müssen. Die gebückte Körperhaltung, um auch alle Beeren in der Mitte des Strauches und in Bodennähe zu erreichen, hinterlässt Schmerzen in den Knien und im Rücken. Dabei bestätigte sich für uns die Erkenntnis, wie wichtig eine abgeschlossene Berufsausbildung für das weitere eigene Leben ist, um o.g. Arbeitsinhalte zu vermeiden. Aber was opfert man nicht alles für einen kleinen Zuverdienst? Schließlich haben wir ein ganz klares Ziel vor Augen: unsere Weiterreise auf die Südinsel!


Das nächste Update unseres Blogs erscheint bereits in wenigen Tagen, da einer von uns die Gruppe kurzfristig verlassen wird. Ihr fragt euch - wer, warum und wohin? Das werdet ihr in Kürze erfahren. Also seid gespannt und bleibt gesund! 

Bis demnächst,
Martin, Christopher und Johannes :)