Sonntag, 22. Februar 2015

Menschenbilder


Auf unserer Reise durch dieses ferne Land begegnen wir unzähligen neuen Leuten, welche uns immer wieder zum Nachdenken anregen. Teilweise ist das erste Treffen unterbewusst von Vorurteilen geprägt, manchmal kann man sich mit dem Gegenüber sofort identifizieren.


Eine sehr interessante Persönlichkeit ist zum Beispiel Calvin (siehe Bild) von den Solomon-Inseln. Er ist ein großer schwarzer Mann mit dunklen Locken, der schon bei verschiedensten Arbeitgebern der Region für Saisonarbeit in der Landwirtschaft tätig war. Er besitzt zudem eine ordentliche Portion Humor, die er teilweise kindlich bis verspielt in Situationen verpackt, ohne aber lächerlich zu werden. Wir kennen ihn nun seit unserer Anfangszeit im "AJ's Backpackers" (03. Dezember). Mit dem Verlauf der Zeit schlossen wir Calvin durch seinen Humor, seine Offenheit und positive Lebenseinstellung immer mehr ins Herz. Er lebt die Ansicht: "Everything is gonna be alright." - Alles wird gut/ in Ordnung sein. In kaum einer Situation erlebten wir ihn traurig oder in negativer Stimmung, sondern immer zu kleinen Scherzen aufgelegt. Manchmal unterhielt er die ganze Küche allein mit seinen Witzen in einer Ein-Mann Show, als würde er in einer "Sitcom" mitspielen. Freundschaft ist für ihn um ein Vielfaches wichtiger als kleinere Besitzgegenstände, wodurch er hilfsbereit zur Stelle ist, falls nötig. Ein nachdenklicher Satz von ihm, der bei uns hängengeblieben ist, lautet: Es gibt kein "Warum?" - es gibt nur Ja oder Nein.

Die Solomon-Inseln, wo Calvin herstammt, sind ein Verbund von mehr als 100 Inseln und liegen wie der Inselstaat Vanuatu im Westpazifik. Alljährlich reisen mehrere 10.000 Hilfsarbeiter aus diesen Ländern für ca. sechs Monate nach Neuseeland, um wie Calvin für Saisonarbeit in der Landwirtschaft tätig zu werden. Neuseelands Wirtschaft ist auf diese importierten Arbeitskräfte als auch die unzähligen Backpacker angewiesen, da die Inlandsbevölkerung schlicht zu niedrig ist. Von den Solomon-Inseln und Vanuatu trafen wir auch schon viele Vertreter auf der Blaubeerfarm in Hastings. Sie fahren meist in Gruppen von 8-10 Personen in einem großen Van von Toyota zur Arbeit und reisen auch in dieser Gemeinschaft nach Neuseeland. Ein Herr war zum Beispiel 58 Jahre alt und erzählte uns, dass er bereits seit 20 (!) Jahren saisonabhängig in Neuseeland arbeitet. Er wechselt je nach Jahreszeit und Arbeitsangeboten die Arbeitgeber auf der Nord- und Südinsel. Nicholas aus Vanuatu sagte, dass sich in seiner Heimat jeder kostenlos Kokosnüsse von den Palmen ernten könnte und auch ansonsten viele andere Dinge kostenlos zur Verfügung stehen würden. Der Lieblingssport der Einwohner von Vanuatu und den Solomon-Inseln ist ebenfalls … dreimal dürft ihr raten … Fußball. 

Von einer weiteren Bekanntschaft der letzten Wochen und Monate vergaßen wir leider den Namen. Dieser Mann, welcher 35 Jahre alt ist, arbeitete bis vor 2 Jahren in Deutschland in einem mittelständischen Unternehmen im Personalmanagement. Dann kündigte er jedoch seinen Job, weil er kein Interesse mehr an der deutschen Mentalität und Arbeitsdenkweise hatte. In den letzten beiden Jahren bereiste er die verschiedensten Länder der Welt - u.a. Indien und Australien. Sein ruhiger und ausgeglichener Sprachfluss fiel uns markant auf. Er genießt seine Freiheit und will mittelfristig nicht wieder zurück nach Deutschland. Mit seiner Reise ohne Begleitung möchte er auch auf eine höhere spirituelle Ebene gelangen, sagte er uns. 

Mit diesem Eindruck wollen wir den aktuellen Blogeintrag der anderen Art abschließen. Vielleicht werden wir in den nächsten Monaten dieses Thema noch einmal aufgreifen? Es bleibt offen.

Liebe Grüße,
Martin, Christopher und Johannes :)

Samstag, 7. Februar 2015

Unsere kleine Hostelfamilie!


Im letzten Eintrag berichteten wir detailliert über das Arbeitsleben auf der Blaubeerfarm in Hastings. Dieses Mal möchten wir das Leben in unserem familiären Hostel näher erläutern. 


Da wir bereits seit zwei Monaten in der "AJ`s Backpackers Lodge" verweilen, sind uns die Umgebung und die Mitbewohner sehr vertraut. Man fühlt sich sehr heimisch, wenn man durch die Eingangstür tritt und Tag für Tag die gleichen Bekannten und lieb gewonnenen Menschen begrüßen darf. Zu Beginn waren wir jedoch nicht sicher, wie wir das Hostel bewerten sollten. Es ist nämlich eher ein großräumiges Haus, in dessen Erdgeschoss fünf Gemeinschaftszimmer mit vielen Betten ausgestattet wurden. Anstatt eines großen Aufenthaltsraumes gibt es ein Fernsehzimmer, welches ca. 20 Quadratmeter misst. Drei Badezimmer und eine gemeinsame Küche müssen ebenfalls geteilt werden. Abschließbare Türen, die mehr Privatsphäre und Sicherheit vermitteln, sind nicht vorhanden. Jeder Raum ist prinzipiell frei zugänglich, wodurch sich das Zusammenleben enger und familiärer gestaltet - es ist vergleichbar mit einer riesigen WG. Trotz der unmittelbaren Nähe zueinander, erlebten wir bisher keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Mitbewohnern. Jeder genießt seine Auszeit hier in einer freundlichen Umgebung, wodurch viele Vorteile sichtbar werden. 

So ist es keine Seltenheit, dass Einzelne eine Kochstunde für das komplette Hostel einlegen. Dabei haben wir einige neue Gerichte kennengelernt, die wir definitiv zu Hause selber kochen werden - wie z.B. einen gefüllten Kürbis mit Couscous und allerlei Gemüse, den man am Ende in melonenähnliche Stückchen zerschneiden kann - so lecker! Andere Mitbewohner revanchieren sich später u.a. mit Blaubeermuffins, Zimt-Apfelkuchen und Bananen-Walnusskuchen, wodurch eine positive Spirale der Gegenseitigkeit in Gang gesetzt wird. Für dieses uneigennützige "Geben und Nehmen" ist keine Aufforderung notwendig, denn jeder trägt selbständig seinen Teil zur Gemeinschaft bei (… und sei es nur Geschirr abwaschen von Mitbewohnern).


Desweiteren unternehmen wir viele Ausflüge zusammen. Das erste Highlight war ein Tagestrip ins "Splash Planet" - ein gigantischer (Wasser-)Freizeitpark auf einer Fläche von 6,5 Hektar mit 17 verschiedenen Attraktionen direkt in Hastings. Das nächste Mal fuhren wir mit ca. 25 Leuten zu einem Campingwochenende an den "Ocean Beach". Dort ließen wir für fast zwei Tage lang die Seele baumeln, spielten Strandfussball und campten zusammen zwischen den Sanddünen. Die Musik wurde bestimmt durch entspannende Reggae-Klänge und französischen Hip/Hop. Ein weiterer Höhepunkt war der "Te Mata Peak" - ein hoher Berg, welcher nur 15 Autominuten von unserem Hostel entfernt ist. Hier bietet sich ein beeindruckender 360° Panoramablick über die gesamten Ebenen und Hügel der "Hawkes Bay". Besonders markant fallen die vielen kleinen beige bis braunen Hügel auf, welche sich in Gruppen über weite Teile des Gebietes erstrecken. Die Erosion glättete den Verlauf der Abhänge und trieb tiefe Furchen ins Gestein. Ein unwirklich anmutender Anblick und schwer zu glauben, wenn man ihn nur von Bildern kennen würde.


Themenwechsel. Letzten Samstag verabschiedete sich Johannes für eine Woche aus unserer Gruppe. Nachdem er seiner Familie und Bekannten, die extra angereist waren, kurz das Hostel zeigte, brachen sie gegen Mittag auf. Ihr Ziel war es, gemeinsam den Westen der Nordinsel zu bereisen, da wir diese Region bisher noch besucht hatten. Er wird voraussichtlich am Samstag wiederkehren und wir freuen uns schon auf die letzten Wochen, die wir gemeinsam mit unserer kleinen Hostelfamilie verbringen werden.



Liebe Grüße an alle, die bisher geduldig unseren Reiseblog verfolgen! 
Ihr hört von uns bald wieder :)

Martin, Christopher, Johannes