Freitag, 6. März 2015

Halbzeit

Nachdem der letzte Blogeintrag in eine etwas andere Richtung tendierte, widmen wir uns nun wieder den Ereignissen, die wir in den letzten Wochen erlebten.


Als Johannes mit seiner Familie Ende Januar entlang der Westküste reiste (dazu mehr im nächsten Blogeintrag), arbeiteten Christopher und Martin weiterhin für die Blaubeerfarm in Hastings. Neben dem vielen Früchtepflücken gab es dennoch einen spaßigen und actionreichen Ausflug zum Paintball spielen. Die Paintballanlage lag inmitten eines Waldes, welche sich mit ihren vielen Barrikaden und Hindernissen zu einem kleinen Schlachtfeld entwickelte. Jeder von uns bekam eine Schutzmaske und eine mit Farbkugeln gefüllte Waffe. Danach galt die Devise: rennen, Deckung suchen, zielen und schießen! Mit sechs anderen Hostelmitbewohnern spielten wir über drei Runden ein „Vier gegen Vier" - Turnier. Am Ende waren wir alle sehr erschöpft, da die Schutzmasken und die intensiven Bewegungen einem förmlich die Luft raubten. Dennoch war es ein richtig cooler Ausflug, den wir in dieser Form gerne noch einmal machen würden! Johannes stieß dann am Ende der Woche (07.02.) wieder zu uns, womit die Truppe wieder vereint war. 

Eine Woche bevor wir (nach fast drei Monaten) unserem Hostel und Hastings auf Wiedersehen sagen wollten, absolvierten wir noch einen Ausflug zum "Cape Kidnappers". Der 18 kilometerlange Marsch (neun Kilometer pro Strecke) zog sich größtenteils am Strand entlang. Auf der einen Seite befand sich das Meer und keine zehn Meter neben uns ragten steile Felswände in die Höhe, die durch ihre unterschiedlich farbigen Schichten eine klare Abtrennung der Gesteinsarten vorwiesen. Am Kap angekommen, wanderte unser erster Blick nicht auf die wunderschöne Landschaft, sondern auf eine riesige Schar von Vögeln. Das "Cape Kidnappers" ist nämlich eine von vielen Brutstätten der „Basstölpel“ in Neuseeland. Aufgrund der großen Menge dieser gefiederten Tiere, lag eine leicht stechende Duftnote in der Luft - nicht gerade sehr angenehm! Am späten Nachmittag erreichten wir wieder unser Hostel und die Erschöpfung stand uns ins Gesicht geschrieben - kein Wunder bei praller Sonne und diesen vielen Kilometern. Trotzdem hat uns dieser Ausflug wieder einmal gezeigt, welch eine majestätische Landschaft Neuseeland doch besitzt.


Am 26.02. war es dann soweit: Der Abschied von unserem geliebten Hostel in Hastings stand bevor! Es überkam uns ein Gefühl von Nostalgie, als wir allen "Auf Wiedersehen" sagen mussten. Schließlich verbrachten wir hier bisher die längste Zeit unserer Reise und wir verbinden mit dieser Unterkunft und den Leuten ein gewisses Heimatgefühl. Unsere Entscheidung stand jedoch fest und zusammen mit Tomm (einen sehr guten deutschen Freund aus Hamburg, mit dem wir auch drei Monate im Hostel zusammengelebt hatten) ging es in den frühen Morgenstunden zur Bushaltestelle. Das Endziel sollte am späten Nachmittag erreicht werden und hieß: AUCKLAND! 

Nachdem die Hälfte unserer Reise vorbei war, zog es uns also wieder zum Anfang zurück. Das "Future Sound System“ Festival, welches am 27.02. stattfand, lieferte dafür mehr als überzeugende Gründe. Das Line-Up war unter anderem mit drei der bekanntesten DJ´s der Welt gespickt: Avicii, Afrojack und Martin Garrix! Da wir alle große Fans der elektronischen Musik sind, konnten wir uns dieses Ereignis natürlich nicht entgehen lassen - und wir wurden nicht enttäuscht! Sieben Stunden am Stück feierten wir zusammen mit 12.000 Menschen im "Mount Smart Stadium" und tanzten, bis uns die Füße und Beine schmerzten. Neben ausgezeichneter Musik waren die Lichteffekte und die Bühnenshow ein wahrer Augenschmaus. 


Unser kurzer Zwischenstopp in der größten Stadt Neuseelands endete am 01.03. und wir nahmen wieder von Auckland, sowie von unserem Freund Tomm Abschied, da er nach Deutschland zurückflog. 
Für uns bricht nun die zweite Hälfte unserer Reise an und diese beginnt erst einmal wieder mit einer Trennung. Wie es dazu kam und wohin uns unsere Wege führen, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag!

Bis dahin verbleiben wir mit schönen Grüßen aus unserer zweiten Heimat. Bleibt gesund! :)

Christopher, Martin und Johannes

Sonntag, 22. Februar 2015

Menschenbilder


Auf unserer Reise durch dieses ferne Land begegnen wir unzähligen neuen Leuten, welche uns immer wieder zum Nachdenken anregen. Teilweise ist das erste Treffen unterbewusst von Vorurteilen geprägt, manchmal kann man sich mit dem Gegenüber sofort identifizieren.


Eine sehr interessante Persönlichkeit ist zum Beispiel Calvin (siehe Bild) von den Solomon-Inseln. Er ist ein großer schwarzer Mann mit dunklen Locken, der schon bei verschiedensten Arbeitgebern der Region für Saisonarbeit in der Landwirtschaft tätig war. Er besitzt zudem eine ordentliche Portion Humor, die er teilweise kindlich bis verspielt in Situationen verpackt, ohne aber lächerlich zu werden. Wir kennen ihn nun seit unserer Anfangszeit im "AJ's Backpackers" (03. Dezember). Mit dem Verlauf der Zeit schlossen wir Calvin durch seinen Humor, seine Offenheit und positive Lebenseinstellung immer mehr ins Herz. Er lebt die Ansicht: "Everything is gonna be alright." - Alles wird gut/ in Ordnung sein. In kaum einer Situation erlebten wir ihn traurig oder in negativer Stimmung, sondern immer zu kleinen Scherzen aufgelegt. Manchmal unterhielt er die ganze Küche allein mit seinen Witzen in einer Ein-Mann Show, als würde er in einer "Sitcom" mitspielen. Freundschaft ist für ihn um ein Vielfaches wichtiger als kleinere Besitzgegenstände, wodurch er hilfsbereit zur Stelle ist, falls nötig. Ein nachdenklicher Satz von ihm, der bei uns hängengeblieben ist, lautet: Es gibt kein "Warum?" - es gibt nur Ja oder Nein.

Die Solomon-Inseln, wo Calvin herstammt, sind ein Verbund von mehr als 100 Inseln und liegen wie der Inselstaat Vanuatu im Westpazifik. Alljährlich reisen mehrere 10.000 Hilfsarbeiter aus diesen Ländern für ca. sechs Monate nach Neuseeland, um wie Calvin für Saisonarbeit in der Landwirtschaft tätig zu werden. Neuseelands Wirtschaft ist auf diese importierten Arbeitskräfte als auch die unzähligen Backpacker angewiesen, da die Inlandsbevölkerung schlicht zu niedrig ist. Von den Solomon-Inseln und Vanuatu trafen wir auch schon viele Vertreter auf der Blaubeerfarm in Hastings. Sie fahren meist in Gruppen von 8-10 Personen in einem großen Van von Toyota zur Arbeit und reisen auch in dieser Gemeinschaft nach Neuseeland. Ein Herr war zum Beispiel 58 Jahre alt und erzählte uns, dass er bereits seit 20 (!) Jahren saisonabhängig in Neuseeland arbeitet. Er wechselt je nach Jahreszeit und Arbeitsangeboten die Arbeitgeber auf der Nord- und Südinsel. Nicholas aus Vanuatu sagte, dass sich in seiner Heimat jeder kostenlos Kokosnüsse von den Palmen ernten könnte und auch ansonsten viele andere Dinge kostenlos zur Verfügung stehen würden. Der Lieblingssport der Einwohner von Vanuatu und den Solomon-Inseln ist ebenfalls … dreimal dürft ihr raten … Fußball. 

Von einer weiteren Bekanntschaft der letzten Wochen und Monate vergaßen wir leider den Namen. Dieser Mann, welcher 35 Jahre alt ist, arbeitete bis vor 2 Jahren in Deutschland in einem mittelständischen Unternehmen im Personalmanagement. Dann kündigte er jedoch seinen Job, weil er kein Interesse mehr an der deutschen Mentalität und Arbeitsdenkweise hatte. In den letzten beiden Jahren bereiste er die verschiedensten Länder der Welt - u.a. Indien und Australien. Sein ruhiger und ausgeglichener Sprachfluss fiel uns markant auf. Er genießt seine Freiheit und will mittelfristig nicht wieder zurück nach Deutschland. Mit seiner Reise ohne Begleitung möchte er auch auf eine höhere spirituelle Ebene gelangen, sagte er uns. 

Mit diesem Eindruck wollen wir den aktuellen Blogeintrag der anderen Art abschließen. Vielleicht werden wir in den nächsten Monaten dieses Thema noch einmal aufgreifen? Es bleibt offen.

Liebe Grüße,
Martin, Christopher und Johannes :)

Samstag, 7. Februar 2015

Unsere kleine Hostelfamilie!


Im letzten Eintrag berichteten wir detailliert über das Arbeitsleben auf der Blaubeerfarm in Hastings. Dieses Mal möchten wir das Leben in unserem familiären Hostel näher erläutern. 


Da wir bereits seit zwei Monaten in der "AJ`s Backpackers Lodge" verweilen, sind uns die Umgebung und die Mitbewohner sehr vertraut. Man fühlt sich sehr heimisch, wenn man durch die Eingangstür tritt und Tag für Tag die gleichen Bekannten und lieb gewonnenen Menschen begrüßen darf. Zu Beginn waren wir jedoch nicht sicher, wie wir das Hostel bewerten sollten. Es ist nämlich eher ein großräumiges Haus, in dessen Erdgeschoss fünf Gemeinschaftszimmer mit vielen Betten ausgestattet wurden. Anstatt eines großen Aufenthaltsraumes gibt es ein Fernsehzimmer, welches ca. 20 Quadratmeter misst. Drei Badezimmer und eine gemeinsame Küche müssen ebenfalls geteilt werden. Abschließbare Türen, die mehr Privatsphäre und Sicherheit vermitteln, sind nicht vorhanden. Jeder Raum ist prinzipiell frei zugänglich, wodurch sich das Zusammenleben enger und familiärer gestaltet - es ist vergleichbar mit einer riesigen WG. Trotz der unmittelbaren Nähe zueinander, erlebten wir bisher keinerlei Auseinandersetzungen zwischen den Mitbewohnern. Jeder genießt seine Auszeit hier in einer freundlichen Umgebung, wodurch viele Vorteile sichtbar werden. 

So ist es keine Seltenheit, dass Einzelne eine Kochstunde für das komplette Hostel einlegen. Dabei haben wir einige neue Gerichte kennengelernt, die wir definitiv zu Hause selber kochen werden - wie z.B. einen gefüllten Kürbis mit Couscous und allerlei Gemüse, den man am Ende in melonenähnliche Stückchen zerschneiden kann - so lecker! Andere Mitbewohner revanchieren sich später u.a. mit Blaubeermuffins, Zimt-Apfelkuchen und Bananen-Walnusskuchen, wodurch eine positive Spirale der Gegenseitigkeit in Gang gesetzt wird. Für dieses uneigennützige "Geben und Nehmen" ist keine Aufforderung notwendig, denn jeder trägt selbständig seinen Teil zur Gemeinschaft bei (… und sei es nur Geschirr abwaschen von Mitbewohnern).


Desweiteren unternehmen wir viele Ausflüge zusammen. Das erste Highlight war ein Tagestrip ins "Splash Planet" - ein gigantischer (Wasser-)Freizeitpark auf einer Fläche von 6,5 Hektar mit 17 verschiedenen Attraktionen direkt in Hastings. Das nächste Mal fuhren wir mit ca. 25 Leuten zu einem Campingwochenende an den "Ocean Beach". Dort ließen wir für fast zwei Tage lang die Seele baumeln, spielten Strandfussball und campten zusammen zwischen den Sanddünen. Die Musik wurde bestimmt durch entspannende Reggae-Klänge und französischen Hip/Hop. Ein weiterer Höhepunkt war der "Te Mata Peak" - ein hoher Berg, welcher nur 15 Autominuten von unserem Hostel entfernt ist. Hier bietet sich ein beeindruckender 360° Panoramablick über die gesamten Ebenen und Hügel der "Hawkes Bay". Besonders markant fallen die vielen kleinen beige bis braunen Hügel auf, welche sich in Gruppen über weite Teile des Gebietes erstrecken. Die Erosion glättete den Verlauf der Abhänge und trieb tiefe Furchen ins Gestein. Ein unwirklich anmutender Anblick und schwer zu glauben, wenn man ihn nur von Bildern kennen würde.


Themenwechsel. Letzten Samstag verabschiedete sich Johannes für eine Woche aus unserer Gruppe. Nachdem er seiner Familie und Bekannten, die extra angereist waren, kurz das Hostel zeigte, brachen sie gegen Mittag auf. Ihr Ziel war es, gemeinsam den Westen der Nordinsel zu bereisen, da wir diese Region bisher noch besucht hatten. Er wird voraussichtlich am Samstag wiederkehren und wir freuen uns schon auf die letzten Wochen, die wir gemeinsam mit unserer kleinen Hostelfamilie verbringen werden.



Liebe Grüße an alle, die bisher geduldig unseren Reiseblog verfolgen! 
Ihr hört von uns bald wieder :)

Martin, Christopher, Johannes



Donnerstag, 29. Januar 2015

Does anybody need a "Runner" !?


Kia Ora aus dem wunderschönen Neuseeland!

Da unser letzter Blogeintrag etwas länger zurückliegt, möchten wir noch einen Nachtrag zum alten Jahr liefern. Zu Weihnachten spendierte die Hostelbesitzerin an all ihre Gäste ein Festmahl: eine im Ofen gebackene 15kg Schinkenkeule mit unterschiedlichen Kartoffelzubereitungen. Dazu gab es eine umfangreiche Auswahl aromatischer Soßen - sehr lecker! Da wir an Silvester nicht in unserem Stammhostel verweilen wollten, zog es uns in die Nachbarstadt "Napier". Tagsüber besuchten wir das "National Aquarium of New Zealand" und beobachteten für einen moderaten Eintrittspreis viele verschiedene Tiere. Neben einer Riesenmeeresschildkröte und einem begehbaren Meerestunnel, in dem sich auch Haie befanden, war die Pinguinfütterung eine der Hauptattraktionen. Abends stießen noch zwei gute Freunde aus unserem Hostel in Hastings dazu, bevor wir zusammen das neue Jahr begrüßen konnten. Ein ganz signifikanter Unterschied ist uns hier aufgefallen - nachdem das Neujahrsfeuerwerk vorbei war, gingen alle (!) Menschen nach Hause. Wo in Deutschland noch bis in die Nacht gefeiert wird, waren hier direkt nach dem Jahreswechsel die Straßen wie leergefegt. Wir hoffen, ihr seid alle ebenfalls gut in das neue Jahr 2015 gestartet und habt den Jahreswechsel ordentlich gefeiert!


Neues Jahr, neue Arbeit, neue Früchte. Bereits kurz nach Neujahr konnten wir bei unserem neuen Arbeitgeber "Gourmet Blueberries" starten. Bevor man aber die Blaubeeren von den Sträuchern pflücken darf, braucht jeder: einen Handwagen, mehrere Körbe, viele leere Eiscremeboxen, eine Silberfolie und ein Holzbrett. Wer jetzt denkt, dass wir euch veralbern - nein, wir meinen es ernst! Zur Erklärung …
In die kleinen, quadratischen Eiscremeboxen (ein Kilogramm) legt man seine gepflückten Blaubeeren. Sechs von diesen Boxen passen in einen der Körbe, die wiederum übereinander gestapelt in dem Handwagen liegen. Damit die Blaubeeren nicht vom Sonnenlicht getroffen werden, was sie austrocknen lassen würde, deckt man die Boxen mithilfe der Silberfolie ab. Da viele der Sträucher relativ klein sind und man nicht die gesamte Zeit gebückt pflücken will, kann man das Brett auf den Wagen legen, um sich hinzusetzen. Wenn man sechs Boxen (einen Korb) voll mit Früchten hat, muss man nach einem "Runner" rufen. Dieser nimmt den Korb mit zur Waage und kehrt wenig später mit einem Zettel zurück, auf dem die gepflückte Masse an Blaubeeren abgedruckt ist. Wenn das jedoch immer so einfach laufen würde, denn sobald man einen "Runner" wirklich braucht, ist oft keiner zur Stelle. Dafür schreien sie gefühlt die gesamte Zeit, wenn man keinen benötigt: "Does anybody need a Runner???" (zu Deutsch: braucht irgendjemand einen Runner). Dabei entstehen manchmal lustige Situationen, wenn viele Pflücker energisch zur gleichen Zeit "RUNNER!!!" rufen und diese heillos mit der Nachfrage überfordert sind. Kurios sind auch die Szenen in einer Reihe der Beerenmarke "Brigitta" (2,50m hohe Sträucher), da ein Blickkontakt mit dem gerufenen "Runner" unmöglich ist.

Bereits nach wenigen Tagen stellten wir jedoch fest, dass diese Arbeit nicht sonderlich viel Spaß macht und körperlich sehr fordernd ist. Es ist teilweise nervig, jede der kleinen Früchte in monotoner Ausführung einzeln pflücken zu müssen. Die gebückte Körperhaltung, um auch alle Beeren in der Mitte des Strauches und in Bodennähe zu erreichen, hinterlässt Schmerzen in den Knien und im Rücken. Dabei bestätigte sich für uns die Erkenntnis, wie wichtig eine abgeschlossene Berufsausbildung für das weitere eigene Leben ist, um o.g. Arbeitsinhalte zu vermeiden. Aber was opfert man nicht alles für einen kleinen Zuverdienst? Schließlich haben wir ein ganz klares Ziel vor Augen: unsere Weiterreise auf die Südinsel!


Das nächste Update unseres Blogs erscheint bereits in wenigen Tagen, da einer von uns die Gruppe kurzfristig verlassen wird. Ihr fragt euch - wer, warum und wohin? Das werdet ihr in Kürze erfahren. Also seid gespannt und bleibt gesund! 

Bis demnächst,
Martin, Christopher und Johannes :)

Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachtszeit auf der Apfelfarm


Nachdem wir von unserer Ostküstentour zurückkehrten, verbrachten wir nochmal ein paar schöne Tage in Taupo. Mit Freunden aus dem Hostel begaben wir uns zum Mount Tauhara, um einen weiteren wunderschönen Blick auf den "Great Lake Taupo" und die Umgebung zu erhaschen. 


Der Weg bis zum Gipfel war jedoch schwerer und länger als angenommen. Am Anfang liefen wir noch über hügelige Wiesen und Weiden, bevor uns ein beschwerlicher und schmaler (< 1m) Urwaldweg erwartete. Bei bestem Wetter bewältigten wir in einem 1,5-stündigen Marsch die ca. 500 Höhenmeter bis zur Bergspitze. Oben angekommen, wussten wir gar nicht in welche Richtung wir zuerst schauen sollten. Auf der einen Seite bot sich uns ein perfekter Blick auf den See mit den Bergketten am Horizont - auf der Anderen eine wunderbare Weitsicht auf die umliegenden Felder und Wälder. Lange Zeit saßen wir auf den Felsen und genossen den Blick, bis wir uns wieder auf den Rückweg begaben. In den letzten Tagen in Taupo verbrachten wir viel Zeit am Ufer des Sees und planten unsere Weiterreise zur "Hawkes Bay"  (Bucht an der Ostküste der Nordinsel), wo wir unsere erste Arbeit gefunden hatten. Die "Hawkes Bay" ist bekannt für ihre vielfältigen Jobmöglichkeiten in Apfel- und Blaubeerfarmen sowie Weinbergen. 


Da es in Napier keine freien Hostels mehr gab, entschieden wir uns dafür, im nächstgelegenen Ort Hastings eine Unterkunft zu suchen. Als wir am 03. Dezember schließlich im "AJ´s Backpackers Hostel" ankamen, war uns nach einigen Minuten gleich bewusst - dies wird ein völlig anderes Leben als die Wochen davor. Die Unterkunft muss man sich eher wie eine große WG vorstellen, da alle zusammen in einem großen Haus wohnen. Alles wirkte von Anfang an sehr familiär. Wir freundeten uns mit Franzosen, Argentiniern, Kanadiern, Tschechen, Italienern aber natürlich auch Deutschen an. Die gemütliche und freundliche Atmosphäre wurde jedoch durch einige Diebstähle von Wertgegenständen und Geld eingetrübt, da es nicht möglich ist, die einzelnen Zimmer abzuschließen. Daher verwahren wir seitdem unsere wichtigen Habseligkeiten in Schließfächern. 

Zunächst bewarben wir uns in Hastings bei "Gourmet Blueberries" und planten, in der darauffolgenden Woche dort anfangen zu dürfen (ab dem 09. Dezember). Zu unserer Überraschung hatten wir uns aber in ein arbeitsvermittelndes Hostel einquartiert. Rasch bekamen wir das Angebot, bei einer nahegelegenen Apfelfarm mit "Apple Thinning" zu beginnen. Noch am Tag der Ankunft beworben wir uns und am nächsten Tag ging es bereits los - klasse! :)
Unser Arbeitsinhalt für die kommenden 2,5 Wochen (04.12. - 22.12.) bestand nun darin, Apfelbäume auszudünnen, sodass nur noch maximal Paare in einem Abstand von zehn Zentimetern am Ast hingen (wow -.-). Wir begegneten der monotonen und relativ langweiligen Arbeit mit musikalischer Unterstützung, indem wir Radios in die Reihe stellten oder jeder für sich Musik per Kopfhörer genoss. Damit fühlte sich der 10-stündige Arbeitstag gleich um einiges kürzer an. Am Samstag, den 20.12., wurden zum Abschluss des "Apple Thinnings" alle Helfer der Apfelfarm in den Wohnsitz des Eigentümers zu einer "Weihnachtsfeier" eingeladen. Das gemütliche Ambiente mit großräumiger Gartenterrasse und Pool sowie großzügige Gaben für Speis und Trank ließen den Nachmittag und Abend wie im Flug vergehen. 

Neben der Pflicht auf der Apfelfarm verblieben uns noch wenige freie Tage, um ausgesuchte Orte in der Region zu bereisen. Zweimal besuchten wir den abgelegenen Wasserfall "Maraetotara". Dieser füllt an seinem Fuß einen kleinen See mit eiskaltem Wasser. Wir sprangen von einer Klippe, mit einem am Baum befestigten Seil und vom Wasserfall selbst (!) die ca. 8 Meter hinunter ins kühle Nass - wenn das mal keinen Spaß macht! Des Weiteren fuhren wir zum schönen Strand von "Waimarama" und gönnten uns eine sonntägliche Auszeit. Hier beobachteten wir zudem tiefgraue Wolken, welche sich allmählich vom Land in Richtung Meer auflösten und den Strand wie eine Wetterscheide erschienen ließen. 


Achja, zum Thema Weihnachten: viel von der heimatlichen Stimmung mit Lebkuchen, Adventskränzen, geschmückten Weihnachtsmärkten usw. kommt hier nicht auf, da solche Dinge schlicht fehlen - leider. Für uns fühlt es sich nur wie eine beliebige (warme) Zeit im Jahr mit Geschenken an. Wir wünschen euch dennoch ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, erholsame Feiertage sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr!


Grüße aus dem fernen Neuseeland!
Martin, Christopher und Johannes 

(Gruppenbild von allen Arbeitskollegen während der Weihnachtsfeier)

Mittwoch, 26. November 2014

Der Skydive und die Ostküstentour


In Taupo angekommen und nun unabhängig von unserer Busorganisation, standen uns 5 Tage in der Stadt am "Great Lake" bevor. Christopher und Martin planten etwas ganz Großes: Skydiving!


Am Dienstag, den 18. November, wurden die beiden von einer weißen Limousine vom Hostel abgeholt und zum Flughafen in Taupo gebracht. Die Nervosität stand uns (Christopher und Martin) ins Gesicht geschrieben, dennoch erfreuten wir uns erst einmal an der Fahrt in dem luxuriösen Gefährt. Am Airport durften wir nach der allgemeinen Einweisung noch etwas warten, da es aufgrund der Windintensität zu Verzögerungen kam. Dann ging alles ganz schnell - Christopher musste kurzfristig in ein anderes Flugzeug steigen und stand binnen Minuten in voller Montur an der Tür des Fliegers (Martin sprang mit der nächsten Gruppe). Dazu saß er mit seinem "Guide" direkt an der Kante und hatte das Privileg, als Erstes springen zu dürfen. Wir konnten nach dem Verlassen des Fliegers innerhalb der ersten Sekunden keine Luft holen. Die wahnsinnig schnelle Beschleunigung und die beachtliche Höhe (12.000 Fuß) ließ unseren Adrenalinspiegel in die Höhe schießen. Nach einer Minute freien Fall, in der wir alles rausschrien, was unsere Stimme zuließ, begann der 5-minütige Gleitflug über den "Great Lake Taupo". Das war bei besten Wetterverhältnissen ein wunderschöner und zugleich atemberaubender Ausblick auf die Landschaft. Als unsere Füße den Boden wieder berührten, war für den Rest des Tages nur noch eins angesagt: Dauergrinsen!

Da das Wetter in den 4 Tagen nicht 100%ig mit unseren Vorstellungen übereinstimmte, verbrachten wir viel Zeit mit der Planung unserer Ostküstentour. Ein Tag bevor diese Reise startete, wanderten wir aber noch zu den "Hot Pools" und den "Huka Falls" (das Wetter spielte an diesem Tag zum Glück mit). Entlang eines eisblauen Flusses, ging es für uns (1 1/2 Stunden) bergauf und bergab zu den beeindruckenden Wasserfällen. Natürliche Felsformationen zwingen den Fluss hier durch eine enge Schneise hindurch und lassen ihn weiß aufschäumen. 


Am Freitag begann die Ostküstentour mit einem Mietwagen, wobei uns die erste Überraschung bereits an der Autovermietung erwartete. Anstatt eines Kleinwagens bekamen wir einen fabrikneuen Toyota Corolla GLX. Besonders Christopher freute sich sehr, da er diesen Wagen nun 5 Tage fahren durfte. Nach einer kurzen Eingewöhnung in den Linksverkehr fuhren wir mit unserem weißlackierten Automobil Richtung Nordosten in die Stadt Whakatane. Hier befand sich einer der beliebtesten Strände Neuseelands (und das zurecht!) - Ohope Beach. Als wir zu dritt in das Meer laufen wollten, merkten wir erstmal wie lang der Übergang von flachen zu tiefen Wasser war. Begleitet von vielen malerischen Buchten und langen Stränden erreichten wir gegen Abend ein kleines Dorf. Dort kamen uns auf einmal zwei einheimische Jugendliche auf Pferden angeritten und fragten uns, was wir hier in diesem abgelegenen Dorf suchten. Johannes fragte die beiden nach einer guten Stelle zum Campen, woraufhin sie uns ihre Hilfe anboten. Somit fuhren wir mit unserem schicken Auto zwei Einheimischen auf Pferden hinterher ("verrückt"). Aber es wurde noch besser, denn einer von Ihnen brachte uns literweise frisches Wasser und fragte uns, ob wir mit ihm ein Lagerfeuer am Strand machen möchten. Bevor wir aber das nötige Holz dafür suchten, durfte jeder von uns auf seinem Pferd eine Runde über den Strand reiten! Etwas später saßen wir nun mit einem völlig Unbekannten am Strand und er erzählte uns, dass er sein Geld mit dem Fell toter Opossums verdient und liebend gern auf Wildschweinjagd geht (Ach ja, der Junge war gerade mal 13 Jahre alt). Es war für uns sehr komisch, dies alles zu glauben. Dennoch war es einer der bisher schönsten und nachdenklichsten Abende, die wir bisher in Neuseeland erlebten.

Am nächsten Morgen wurden wir mit den zarten Worten "Wake up Motherf***ers!" geweckt. Wir verabschiedeten uns von dem Jungen und fuhren weiter Richtung "East Cape". Nachdem wir über etliche Kiesstraßen fuhren durften, die man sich in Deutschland gar nicht vorstellen kann (einige davon gingen direkt an den Klippen ohne jegliche Leitplanke entlang + Kühe mitten auf der "Straße"), kamen wir am östlichsten Punkt des Landes an. Die Aussicht von diesem markanten Punkt war bombastisch und gleichzeitig majestätisch. Gegen Abend erreichten wir "Gisborne" und übernachteten mit unserem Zelt wieder direkt am Strand.

Sonntag, 9 Uhr vormittags - die beste Zeit, um sich im Meer abzukühlen ("Nein jetzt mal ganz ehrlich. Falls ihr das auch mal macht, dann sucht euch einen Campingplatz mit Dusche!"). Nach der morgendlichen Erfrischung fuhren wir weiter in den Süden zur Halbinsel "Mahia". Hier entdeckten wir anscheinend einen Geheimtipp unter den Stränden Neuseelands. Der Sand dort war komplett schwarz, dennoch aber verdammt weich. Das Beste daran waren die meterhohen Wellen, welche reihenweise über das Meer brausten. Niemals zuvor hatten wir solche Wellen gesehen und es war einfach nur pures Vergnügen sich stundenlang in diese zu stürzen. Nachdem die Flut eintrat, begaben wir uns wieder zum Auto und fuhren ein Stück ins Landesinnere. Vorbei an der "Tolaga Bay "mit einem 600 Meter langen Steg ins Meer ging es zum "Te Urewara National Park". Nachdem es wieder bei unmöglichen Straßenverhältnissen den Berg hinaufging, erblickten wir den großen See "Lake Wakaremoana", welcher von dicht bewaldeten Bergen umringt wird. Ein Ort, auf den das Wort "Idylle" wahrlich passt!
Unser nächtliches Lager schlugen wir (wieder ein paar Kilometer Richtung Meer) weitab von jeglicher Zivilisation auf. Einen Ort, wo es eigentlich gar nichts gab außer Kühe, Schafe, Wiesen und Berge. Falls ihr nach dem "Arsch der Welt" suchen wollt -> dort ist er definitiv zu finden!

Am Montagmorgen brachen wir zu unserer Endstation auf: "Napier". Eine Stadt, die direkt am Meer liegt und teilweise auf Felsen gebaut ist. Durch den südländischen "Touch" der Gegend und der wiederum hohen Sauberkeit, war dies eine der schönsten Städte, die wir bis dahin gesichtet hatten. Aber wir waren nicht zum Sightseeing hier, denn wir suchten nach Arbeit an diesem schönen Flecken der Erde - und wir wurden nicht enttäuscht! Nach wochenlangem Suchen im Internet und vielen versendeten E-Mails, wollten wir nun die Leute direkt ansprechen und ein Unternehmen nahm uns an! Somit werden wir ab Mitte Dezember, in einer der schönsten Städte der Nordinsel, für längere Zeit arbeiten und auch sesshaft werden. Am Abend genossen wir mit Bier den Sonnenuntergang am Strand, um dieses Ereignis zu feiern.

Am Dienstag fuhren wir zurück nach Taupo und trennten uns von unserem schönen Wagen. Wir hoffen sehr, in Zukunft noch öfter solche ereignisreiche Ausflüge mit Mietautos zu erleben wie bei dieser Tour.


Bis zum nächsten Mal!
Christopher, Johannes und Martin :)

Freitag, 21. November 2014

Heiße Quellen, Höhlen und Hobbits

Nach den beeindruckenden Eindrücken, die wir im Northland sahen, ging es nun für eine Nacht zurück nach Auckland und dann weiter Richtung Süden.


Am Freitag war unser erster Stopp in "Hot Water Beach" - ein kleines Dorf mit gerade mal circa 100 Einwohnern. Dieses kleine Örtchen besitzt einen der gefährlichsten Strände Neuseelands. Grund dafür ist wie der Name schon sagt - heißes Wasser. Wenn die Ebbe eintritt, sollte man sich also schnell einen Spaten schnappen und zum Strand gehen. Und genau das taten wir und bauten uns mithilfe des 67°C heißen Wassers, welches aus dem Boden kam, unseren eigenen "Hotpool"! Unterirdische Vulkanaktivitäten bewirken diese hohe Temperatur. Teilweise mussten wir aufpassen, dass genug kaltes Meerwasser dazufloss, sonst hätten wir uns wahrscheinlich alles verbrannt. Dennoch haben wir es uns über mehrere Stunden in den dampfenden und warmen Quellen gemütlich gemacht.

Am Samstag ging es weiter nach Waitomo. Auf dem Weg dahin begaben wir uns auf einen kleinen "Bushwalk", der über mehrere Brücken und durch einen 1,5 kilometerlangen Tunnel führte. In Waitomo angekommen, mussten wir uns erstmal mit dem trüben und regnerischen Wetter anfreunden. Aber für Martin und Christopher war der feuchte Niederschlag nur eine kleine Einstimmung auf das was uns gegen Abend erwarten würde. Waitomo ist für seine vielen unterirdischen Höhlen und vor allem wegen der Glühwürmer, die darin leben, berühmt. Und somit starteten wir eine feuchtfröhliche 3-Stunden Tour durch die gewaltigen Höhlen, die sich unter der Erde befanden. Aufgrund des starken Regens lag der Wasserpegel an diesem Tag 30cm höher als Normalstand. Die starken Stromschnellen zeigten uns deutlich die enormen Kräfte der Wassermassen auf und wir mussten mehrmals verdammt aufpassen, dass wir von diesen nicht mitgezogen wurden. Zur Sicherheit wurden sogar 2 Extra-Guides hinzugerufen, um uns zu helfen. Trotz alledem war dieser Ausflug wahnsinnig aufregend. Vor allem die Glühwürmer, die sich an der Decke wie ein Wegweiser entlang schlängelten, gaben ein beeindruckendes Bild ab. Auf dem Rückweg mit unserem Transporter kam uns auf einmal Johannes entgegen, der beim Geochachen von einem Bullen über eine Weide verfolgt wurde (während wir in den Höhlen unterwegs waren)… "Ja, an dieser Stelle dürft ihr lachen!"

Sonntag fuhren wir mit unserem Bus von Waitomo nach Rotorua. Auf dem Weg hielten wir in Hobbiton, worauf wir uns alle drei besonders freuten, da wir Fans der "Der Herr der Ringe" und "Der Hobbit" Filme sind! Und unsere Erwartungen erfüllten sich. Das gesamte Dorf wurde mit sehr viel Liebe gestaltet, wobei uns immer wieder kleinste, liebevolle Details ins Auge fielen. Schmale Wege verbanden die idyllischen Hobbithäuser, wobei uns schnell Filmsequenzen in den Kopf schossen. Im "grünen Drachen" (dem Stammlokal der Hobbits) nahmen wir noch einen Malztrunk zu uns und nach dem dreistündigen Ausflug zu diesem Originaldrehort steuerten wir das Tagesziel Rotorua an. Dort angekommen, bemerkten wir sofort den beißenden Schwefelgeruch in der Luft, von dem uns bereits viele Mitreisende erzählten. Am "Lake Rotorua" waren die Dämpfe am stärksten (erneute Ursache: unterirdische Vulkanaktivitäten). Wir waren froh, nur eine Nacht hier bleiben zu müssen, obwohl uns der heiße Außenpool in unserem Hostel sehr gefiel. Am Abend nahmen wir an einer kulturellen Führung durch ein nachgebautes Maori-Dorf teil. Ausführliche Erklärungen und traditionelle Tänze (u.a. der Haka) versetzten uns in die Lebenswelt der Ureinwohner von Neuseeland. Das umfangreiche und äußerst leckere warme Buffet am Ende des Abends war fast allein das Geld wert! Sehr gesättigt und gut unterhalten von unserem temperamentvollen Busfahrer "Wallace" ging es zurück ins Hostel. 


Am nächsten Tag fuhren wir nach Taupo, wo wir uns vom "Kiwi-Bus" verabschiedeten und auf eigene Faust weiterzogen…
Dazu im nächsten Eintrag mehr! :)