Donnerstag, 21. Mai 2015

WWOOFing, Bananen und Reisen in Canterbury


Am 01. April traten Johannes und Martin ihre zweiwöchige WWOOFing-Stelle in Ohoka an. Diese kostensparende Alternative ermöglicht es, wochenlang ohne nennenswerte Ausgaben bei einer einheimischen Gastfamilie halbtägig für Unterkunft und Verpflegung zu arbeiten und mit ihnen zu leben. Unsere Gasteltern Claire und Shaun Maloney besitzen drei Töchter und einen Sohn, welche bereits ausgezogen sind. Zumeist vier Stunden pro Tag (8-12 Uhr) halfen wir auf ihrem zehn Hektar großen Grundstück mit. Unsere Arbeit bestand beispielsweise aus: Betonieren des Inneren von 18 Ziegelpfeilern, unzählige Haufen Rindenmulch per Schubkarre über die Beete verstreuen, 80 cm tiefe Löcher (28 Stück) in fast steinharten (!) Untergrund graben und hunderte Ziegelsteine von dem Erdbeben in 2011 „sauber“ schlagen. Ihr könnt es erahnen - man kann sich körperlich weitaus weniger fordernde WWOOFing-Stellen vorstellen. Erst kurz vor Ende unseres Aufenthalts bekamen wir den eigentlichen Hintergrund unserer Mühen mitgeteilt, denn in ca. 1,5 Jahren soll die Umgestaltung des Grundstücks zu einem buchbaren Hochzeitsambiente beendet sein. Wir hoffen sehr, dass der selbst eingerichtete Pub nach irischen Vorbild (incl. Außenbereich und Teich), die asiatischen Gärten und der Tennisplatz mit kleiner Kapelle viele Paare überzeugen werden! 

Die körperliche Ertüchtigung am Morgen wurde zu unserer großen Freude jeden Tag mit sehr leckeren Mittag- und Abendessen belohnt. Welch ein Genuss im Vergleich zu den „einfachen“ Mahlzeiten als Backpacker! Als die gesamte Familie über das Osterwochenende im Haus verweilte, wurden wir offenherzig begrüßt und in vielen Gesprächen zu unserer Reise befragt. Generell war es äußerst interessant, das Lebensgefühl von Einheimischen abseits der Backpacker-Hostel und des touristischen Mainstreams zu mitzuerleben. Am letzten Wochenende vor dem Ende unserer WWOOFing-Stelle bei Familie Maloney erwartete uns noch ein besonderes Highlight. Wir besuchten zusammen ein Spiel der internationalen Super Rugby-Liga zwischen den „Crusaders“ (aus der Region Canterbury) und den „Highlanders“ (aus der schottisch geprägten Nachbarstadt Dunedin). Die internationale Super Rugby-Liga besteht aus den jeweils fünf besten Mannschaften von Südafrika, Australien und Neuseeland („Super 15“). Gemeinsam mit Claire und Shaun fieberten wir dem Ausgang des hart geführten Derbys entgegen. Leider verlor der neuseeländische Rekordmeister das Spiel nach zwischenzeitlicher langer Führung gegen die angereisten „Highlanders“ noch mit 20:25. Wir sind nun mit den Regeln des neuseeländischen Nationalsports deutlich besser vertraut, jedoch können wir dessen Faszination nicht komplett nachvollziehen. Am 14. April hieß es für uns wieder: Koffer packen! In Christchurch wartete Christopher bei „MG Marketing“ auf uns …


Am 02. April nahm Christopher seine Arbeit bei „MG Marketing“ im Bananenlager auf. Die Firma beliefert alle großen Supermarktketten, aber auch kleinere Einkaufsläden, auf der ganzen Südinsel mit Obst und Gemüse. Zu ihrem Sortiment gehören u.a. Orangen aus Kalifornien, Weintrauben aus Australien, Ananas von den Philippinen, Bananen aus Ecuador und Mangos aus Mexiko. Da man hier tagtäglich mit Lebensmitteln arbeitet, weist der gesamte Komplex ein hohes Maß an Sauberkeit auf. Im Vergleich zum simplen Pflücken von diversen Früchte auf Obstplantagen war diese Arbeit etwas völlig Neues. Die wetterunabhängige Beschäftigung ermöglichte es, jede Woche fünf bis sechs Tage zu arbeiten. Ein gewöhnlicher Arbeitstag beginnt um 5:00 Uhr morgens (das bedeutet um 4:00 Uhr aufstehen - man gewöhnt sich dran…) mit dem Vorbereiten der Bestellungen. Hier werden in der Mitte der Halle mehrere Paletten Bananen á 60 oder 48 Boxen (abhängig von der Sorte der Banane) in einer Reihe aufgestellt. Links und rechts davon liegen spezielle Bestellungspaletten bereit. Nach dem Abschneiden der Sicherheitsbänder und dem Abnehmen der Pappecken der Paletten sind alle Boxen auf über- oder unreife Bananen zu prüfen. Im späteren Verlauf des Tages werden alle Bestellungen ordnungsgemäß kommissioniert, verpackt und für den Transport bereitgestellt. Im Falle einer frischen Lieferung aus Ecuador oder den Philippinen ist es notwendig, alle Boxen an den Seiten aufzuschneiden, damit sie in den gekühlten Lagerräumen reifen können (nach 1000 Boxen hat man davon definitiv genug und eine verkrampfte Hand…). Sehr positiv an der Arbeit hervorzuheben, sind die Mitarbeiter, da man hier von einem waschechten Team sprechen kann. Vom ersten Tag an wird man in die Gruppe integriert und nicht als eine Art „Aushilfe“ behandelt. Nach ihrem WWOOFen stießen auch Johannes und Martin zur Bananentruppe und sie teilten ebenfalls schnell diese positive Einschätzung. Am 20. Mai war dann unser letzter Arbeitstag in Christchurch (und auch für unsere restliche Reise), welchen wir mit einem wahnsinnig leckeren Barbecue abschlossen. Nach 7 Wochen für Christopher und 4,5 Wochen für Martin/Johannes hieß es dann Abschied nehmen von der wohl besten Arbeitsstelle, die wir bis jetzt hatten.


Natürlich haben wir in Christchurch nicht nur gearbeitet. Einige Wochenenden wurden mit schönen Tagestrips ausgeschmückt - wie z.B. der Ausflug nach „Hanmer Springs“. Am Ostersonntag waren Christopher, Finn (der deutsche Backpacker, der uns den Job vermittelt hatte) und Franziska sowie Natalie (Freunde von Finn) zusammen in „Hanmer Springs“. Dieser Kurort ist bekannt für seine vielen „Hot Pools“, die in unzähligen Stellen Neuseelands durch unterirdische Vulkanaktivitäten entstehen. Im heißen Wasserbad entspannten sie sich von der Arbeit und genossen den freien Tag.
Ein weiteren Ausflug unternahm Christopher mit Linda (eine gute Freundin aus Hastings, der wir auch den Job in Christchurch vermittelt hatten) nach New Brighton und Lyttelton. Die interessanteste (und einzige…) Sehenswürdigkeit in New Brighton war die Seebrücke, auf der viele Fischer ihrem Hobby nachgingen. Innerhalb von einer halben Stunde haben wir ein dutzend Fische gesehen, die aus dem Meer geangelt wurden. Danach ging es weiter in die Hafenstadt Lyttelton. Dort unternahmen wir eine kleine Wanderung zu einem der umliegenden Gipfel, auf dem man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und die umgebende Landschaft genießen konnte.

Auch das kleine Städtchen Akaroa ließen wir uns nicht entgehen. Der Ort liegt ebenfalls an einer der vielen Meereszungen, welche in die Halbinsel „Banks Peninsula“ (östlich von Christchurch) hereinragen. Nach einer zweistündigen Autofahrt mit Linda und Alina (welche wir ebenfalls aus Hastings kannten) beschlossen wir, es ruhig angehen zu lassen. Unter sonnigem Wetter an einem Leuchtturm schauten wir uns das kleine gemütliche Örtchen an und stärkten uns mit „Fish and Chips“. Danach liefen wir zu einem kleinen Steg, um die Seele baumeln zu lassen. Wir waren schlicht überwältigt von der atemberaubenden Natur, welche uns stark an die „Marlborough Sounds“ erinnerte. Nachdem die Zeit wie im Flug verging, begaben wir uns in den Abendstunden auf den Rückweg, wobei sich uns noch ein wunderschöner Sonnenuntergang bot, welcher den Tag perfekt machte.

Für den letzten Sonntag, bevor wir Christchurch verließen, buchten Martin und Christopher eine ganz besondere Tour. Das Ziel war der „Mount Sundae“ (für alle Fans von „Herr der Ringe“ - es ist die Rede von „Edoras“, die Hauptstadt von „Rohan“). Wir fuhren ca. zwei Stunden ins Landesinnere, bevor wir unseren ersten Stopp am „Lake Clearwater“ einlegten - der Name des Sees hielt, was er versprach! Wir wussten durch das kristallklare Wasser nicht, ob wir in einen See oder in einen Spiegel schauten. Zudem war es ein beeindruckender Anblick, endlich die ersten höheren Gebirge auf der Südinsel zu sehen, deren Spitzen mit Schnee bedeckt waren. Als Nächstes hielten wir am besagten „Mount Sundae“ - ein kleiner, felsiger Hügel (im Vergleich zu den umliegenden Bergen)! Der „Berg“ befand sich inmitten einer weiten Ebene, in der viele Flussarme eine Weidenlandschaft durchzogen. Mit Schwertern und Äxten ausgestattet (für authentische Fotos) bestiegen wir in einer halbstündigen Wanderung den Hügel. Auf der Spitze tauchten wir in das Filmszenario von „Edoras“ ein und verweilten lange in dieser Vorstellung. Nur wenige hundert Meter entfernt in einer Bergschlucht wurde auch die Schlacht um „Helms Klamm“ für den zweiten Teil der „Herr der Ringe“ - Trilogie gedreht. 15 Uhr brachen wir vom „Mount Sundae“ wieder auf und nach einem weiteren Halt am „Lake Clearwater“ mit Sandwiches und Champagner ging es endgültig zurück nach Christchurch. 


Somit schließen wir nun auch dieses Kapitel unserer Reise ab, denn es wird Zeit, den Rest der Südinsel (und damit den schönsten Teil Neuseelands) zu besichtigen. Das Beste kommt wie immer zum Schluss - also freut euch auf atemberaubende Naturbeschreibungen.

Bis dahin wünschen wir euch eine schöne Zeit und verbleiben mit bananenstarken Grüßen!

Christopher, Martin und Johannes :)


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